Hunde, die Maulkorb tragen, sind gefährlich, richtig? Nein, nicht zwangsläufig. Auch, wenn ihm und seinem Träger nicht der beste Ruf vorauseilt und manche Körbe aus Metall und Leder bedrohlich wirken: Es kann sehr sinnvoll sein, seinem Vierbeiner beizubringen, einen Maulkorb zu tragen.
- Bei der Behandlung von schmerzhaften Verletzungen oder beim Tierarzt schützt er vor Bissen.
- Er kann verhindern, dass der Hund sich eine frisch behandelte Wunde leckt oder einen Verband abnagt.
- Er schützt den Hund davor, Giftköder einzusammeln.
Außerdem ist das Tragen teilweise sogar eine Pflicht. Wer in Deutschland Bahn fahren will und ohne Transportbox reist, muss seinem Hund einen Maulkorb anziehen. Städte und Gemeinden können selbständig regeln, wo und wann ein Maulkorb getragen werden muss – etwa in der Fußgängerzone, in Restaurants oder auf öffentlichen Plätzen. Manche Hunderassen unterliegen abhängig vom Wohnort einer Maulkorbpflicht und auch in manchen Urlaubsregionen im Ausland ist dieser ebenfalls vorgeschrieben.
Jetzt ist es natürlich nicht damit getan, dem Hund den Maulkorb auf die Schnauze zu schnallen und zu hoffen, dass alles gut geht. Das Tragen bedarf der Vorbereitung und eines gut aufgebauten Trainings. Dafür benötigst du ein passendes Modell, die gewohnte Umgebung, damit dein Hund entspannt und nicht abgelenkt ist und natürlich jede Menge Leckerli bzw. Futtertuben, um den Maulkorb im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft zu machen.
Das Training
Hunde lernen schnell, den Maulkorb anzuziehen. Herausfordernder kann es sein, ihm beizubringen, diesen auch anzubehalten und über längere Zeit zu tragen. Wichtig ist, dass der Hund den Maulkorb als etwas Positives wahrnimmt – auf keinen Fall sollen Hektik, Stress oder Zwang beim Training entstehen.
Die Annäherung
Zunächst soll der Hund den Maulkorb entdecken. Zeige ihm ihn, aber stelle sicher, dass du den Maulkorb nur so weit zu deinem Hund bringst, wie das für ihn ok ist. Dein Hund sollte nicht das Bedürfnis haben, auszuweichen oder sich wegzudrehen. Jetzt belohnst du jeden Blick oder jedes Interesse an der neuen Ausrüstung mit Futter.
Im nächsten Schritt legst du ein Leckerli in den Maulkorb und bietest ihm den Hund an. Er soll selbst herausfinden, wie er daran kommt, indem er seine Schnauze hineinsteckt. Am Anfang gilt: Solange die Schnauze drin ist, gibt es Futter. Du bist also der Leckerlispender und fütterst von vorne nach – praktisch ist da ein Modell mit großen Öffnungen. Packe den Maulkorb dann wieder weg. Wiederhole oft, aber in kurzen Reprisen. Wichtig ist hier: Du beendest die Session. Das heißt, dass du den Maulkorb von der Hundeschnauze ziehst. So lernt dein Hund nicht, dass er selbst die Nase herausziehen kann.
Der Verschluss
Das Schließen der Schnalle am Kopf des Hundes kann kniffelig sein. Deswegen öffnest und schließst du sie am besten zunächst ohne Hund, damit dir die Handgriffe vertraut sind.
Lasse deinen Hund jetzt seine Leckerlis im Maulkorb einsammeln und lege dabei die Riemen am Hinterkopf in Position. Du hältst sie dort fest. Nach und nach kannst du die Zeit steigern. Wichtig ist, dass dein Hund nach wie vor gern mit der Schnauze hinein schlüpft. Lege den Maulkorb dann für einen kurzen Moment vollständig an und öffne ihn wieder, während dein Vierbeiner noch mit dem Futter beschäftigt ist. Auch hier ist wieder wichtig: Solange die Nase im Maulkorb steckt, wird Futter geliefert.
Tragegewöhnung
Dein Hund kann den Maulkorb jetzt am Kopf tragen. Damit er nicht auf dumme Gedanken kommt, solltest du dich mit ihm beschäftigen: Geht durchs Zimmer oder wechselt den Raum. So lernt dein Vierbeiner, dass er sich mit dem Maulkorb auch bewegen kann. Nach und nach erweiterst du die Tätigkeiten – lasse deinen Hund den Maulkorb tragen, wenn ihr kuschelt oder wenn er auf seinem Platz liegt. Im nächsten Schritt könnt ihr die Übungen auf den Garten und die Gassirunde ausweiten, wenn dein Vierbeiner an der Leine läuft. Natürlich nicht über die gesamte Strecke, sondern immer mal wieder – und stets mit Leckerli.
Tipps für das Training
- Wenn dein Hund den Maulkorb trägt und er sieht Futter auf dem Boden, kann er frustriert sein, wenn er nicht dran kommt. Trage die Leckerli deswegen am besten in einem Beutel oder der Hosentasche, wo dein Hund sie nicht sehen kann.
- Integriere das Training in eure Tagesroutine. So kommt ihr auf eine hohe Wiederholungsrate und haltet die Einheiten kurz. Das führt zu einer schnelleren Gewöhnung.
- Kurze Trainingssequenzen (maximal drei Minuten) und ein klarer Plan der Schritte zum Ziel sind der Weg zum Erfolg.
Probleme bei der Gewöhnung
Dreht sich dein Hund weg, wenn er den Maulkorb sieht, weißt du, dass etwas nicht wie erhofft geklappt hat. Dann musst du ihm den Maulkorb erst wieder schmackhaft machen, bevor du das Training weiter vorantreibst.
Es ist auch wahrscheinlich, dass dein Hund versuchen wird, ihn abzustreifen oder mit der Pfote wegzuschieben. Hier hilft Ablenkung: Baue ein paar Gehorsamsübungen ein oder geht gemeinsam ein paar Schritte, damit dein Vierbeiner auf andere Gedanken kommt. Dann kannst du den Maulkorb wieder abnehmen. Wichtig ist, dass dein Hund nicht die Verbindung herstellt, dass auf den Versuch des Abstreifens der Maulkorb tatsächlich abgenommen wird.
Das richtige Modell auswählen
Der Maulkorb muss passen – dann gestaltet sich auch das Training einfacher:
- Dein Hund muss in der Lage sein, sein Maul zu öffnen, um zu hecheln und zu trinken.
- Seine Nase darf nicht am Material anliegen, sondern braucht ein bis zwei Zentimeter Abstand zur Spitze.
- Der Maulkorb sollte fest sitzen, aber nichts einklemmen. Er darf nicht scheuern.
- Manche Anbieter verkaufen rassespezifische Modelle etwa für Schäferhunde oder Collies, die die Anatomie der Vierbeiner berücksichtigen.
- Materialien wie Leder und Biothane oder Polsterungen mit Filz machen das Tragen angenehmer.
- Wenn er große Öffnungen hat, kannst du von außen leichter Leckerli im Training reichen.
- Im Best Case ist er außerdem leicht zu reinigen.
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