Zurück vom Spaziergang, Pfoten abgewischt, Leine und Halsband ausgezogen und dann prasselt das neue Veggie-Futter in den Futternapf des Hundes.
Menschen ernähren sich bewusster, werden Vegetarier oder Veganer und verzichten damit auf Fleisch oder sogar vollkommen auf tierische Produkte. Die Gründe sind vielfältig: Manch einer fühlt sich damit gesünder. Andere wollen ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren oder ein Statement gegen Massentierhaltung setzen.
So kommt’s, dass die vegetarische und vegane Ernährung auch bei Haustieren ein Thema wird. Kann man seinen Hund ohne Fleisch ernähren – oder sogar nur auf Basis pflanzlicher Produkte? Ist das artgerecht und gesund? Oder eher nicht?
Klar ist: Das tägliche Futter muss den Nährstoffbedarf des Hundes decken. Nur so wird sichergestellt, dass Stoffwechsel und lebenserhaltenden Prozesse im Körper ablaufen können. Dafür benötigen Hunde Proteine, Fette und Öle sowie Kohlenhydrate.
- Proteine sind Bausteine für Muskeln, Organe und Blut, für Enzyme, Botenstoffe und Hormone, aber auch eine Energiequelle.
- Fette liefern Energie und ermöglichen es, fettlösliche Vitamine aufzunehmen. Sie dienen auch als Energiespeicher.
- Kohlenhydrate liefern Energie für diverse Stoffwechselvorgänge und Organe sowie Ballaststoffe.
Diese drei Nahrungsbestandteile können sowohl aus tierischen, als auch aus pflanzlichen Quellen bezogen werden. Der Proteinbedarf kann z.B. aus pflanzlichen Eiweißen wie Soja oder aus tierischem Protein wie Eier und Fleisch gedeckt werden. Es ist allerdings so, dass es auch auf die Struktur der Proteine bzw. Aminosäuren ankommt: Je körperähnlicher sie sind, desto besser kann der Hund sie verstoffwechseln. Hier haben tierische Proteine etwa aus Eiern oder Rindfleisch die Nase vorn.
Fette stammen aus pflanzlichen Quellen wie Leinsamen und Hanf oder tierischen wie Fisch. Kohlenhydrate sind dagegen rein pflanzlich, etwa in Form von Kartoffeln, Reis und Getreide.
Was spricht gegen eine vegetarische oder vegane Ernährung des Hundes?
Wer seinem Hund aufs Maul schaut, sieht Reißzähne. Der Hund ist ein Beutegreifer – und sein Gebiss zeigt, dass er für den Verzehr von Fleisch bestens ausgestattet ist.
Hunde zählen biologisch zur Gattung der Karnivoren. Sie sind Raubtiere und damit Fleischfresser, können anders als reine Fleischfresser wie Katzen aber auch Nährstoffe aus Pflanzen verwerten. Hunde sind außerdem in der Lage, Stärke und Kohlenhydrate in größeren Mengen als ihr Urahn, der Wolf, zu verstoffwechseln. Das ist möglich, obwohl der Darm des Hundes relativ kurz und auf die Verwertung von tierischem Eiweiß spezialisiert ist. Dies ist wohl ein Effekt der Domestizierung und der Anpassung an den Menschen und dessen Nahrung.
Vegetarische oder vegane Ernährung des Hundes bedingt, dass eine verhältnismäßig hoher Kohlenhydratanteil gefüttert wird – dieser kann zu Verdauungsstörungen führen. Hinzu kommt, dass Pflanzen wie Hülsenfrüchte, um sich vor dem Fraß zu schützen, schwer verdauliche Inhaltsstoffe ausbilden. Auch sie können den Magen-Darm-Trakt des Hundes belasten.
Nichtsdestotrotz ist es in der Tat möglich, einen Hund vegetarisch oder vegan zu ernähren, wie Studien gezeigt haben. Allerdings gibt es noch nicht viele wissenschaftliche Erkenntnisse zu diesem Thema.
Der deutsche Tierschutzbund findet eine vegane Ernährung von Hunden „tolerierbar“, wenn der Hund gesund und ausgewachsen ist. Empfiehlt aber auch, nicht vollständig auf die Fütterung mit Fleisch zu verzichten.
Vegetarisches Hundefutter bei Allergien und Unverträglichkeiten
Hunde können wie Menschen unter Allergien leiden. Nun sind neben Getreide tierische Eiweiße aus Rind und Schwein oder Milchprodukte häufig der Auslöser. Hier können vegetarische bzw. vegane Futter helfen, Allergien und Stoffwechselerkrankungen zu mildern und Unverträglichkeiten zu vermeiden.
Studien bzw. Befragungen haben ergeben, dass vegan ernährte Hunde am wenigsten gesundheitliche Probleme aufwiesen. Hier soll es zu weniger Verdauungsproblemen, weniger Krebserkrankungen und weniger Übergewicht gekommen sein. Dies gilt im Vergleich zu Hunden, die mit verarbeitetem oder rohem Fleisch gefüttert wurden.
Mängel bei veganer Hundeernährung
Viele Nähr- und Mineralstoffe, die der Hund zum Leben benötigt, befinden sich in (rohem) Fleisch. Darunter etwa Jod und Eisen, aber auch Kalzium, Phosphor und Natrium. Außerdem die Vitamine A, E und B12 sowie die Aminosäuren Taurin und Arachidonsäure. Diese müssen bei einer veganen Ernährung ersetzt werden.
Allgemein gilt, dass man bei der vegetarischen oder veganen Ernährung seines Vierbeiners einen Plan benötigt. Die Rationierung sollte mit einem Tierarzt oder einem Ernährungsberater gemeinsam erarbeitet werden. Es sollte sichergestellt werden, dass das Futter ausgewogen ist und den Nährstoffbedarf des Hundes wirklich deckt. Außerdem werden regelmäßige Checkups beim Tierarzt empfohlen.
Keine vegane Ernährung des Hundes, wenn…
Es gibt Hunde, die nicht ausschließlich vegetarisch oder vegan ernährt werden sollten. Zum Beispiel, weil sie einen besonderen oder erhöhten Nährstoffbedarf haben, der mit tierischem Protein besser und leichter zu decken ist. Dazu zählen Welpen und alte Hunde, Sporthunde, chronisch erkrankte Hunde, sowie Hündinnen, die trächtig sind oder einen Wurf säugen.
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