Das wahre blaue Band des Frühlings
Es prickelt, es perlt wie Champagner, es zaubert ein Lächeln in noch wintergraue Gesichter. Spüren Sie es auch? Es ist das Erwachen des Frühlings, bei dem die ersten Sonnenstrahlen auch die Hundenase kitzeln und sehr, sehr übermütig machen.
Das blaue Band, das der Frühling da durch die Lüfte flattern lässt, ist meistens die Hundeleine, die hinter einem frühlingsglücklichen Fellflitzer herweht. Den plötzlich lockt alles – die milden Temperaturen verstärken die verlockenden Düfte, die die Welt für feine Spürnasen bereithält.
Aber das Glück, das der Frühling uns beschert, steckt auch mich an. Die Spaziergänge mit dem energiegeladenen Fips werden länger, unsere Runden werden größer. Auch ich kann nicht genug kriegen von knospendem Grün, ersten zarten Blüten und der lauen Luft. Serotonin heißt die Lösung, ein Glückshormon, das nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Hunden im Blut nachgewiesen wurde. Hunde kennen also auch Frühlingsgefühle, wenngleich der sowieso schon quirlige Fips sie eher „Alles-andere-ist-wichtiger-als-Frauchens-Ansagen-Befindlichkeit“ nennen würde.
Und genau hier liegt die Gefahr, die meines Erachtens im Frühjahr am stärksten ist – nach den reizarmen Wintermonaten: Hunde stellen ihre Ohren auf Durchzug und vergessen die doch sonst so guten Manieren. „Zisch und weg“ ist die Devise, die wir Hundebesitzer besonders fürchten. Erfahrene Hundefans wissen daher: Im Frühling sollte man seinem Hund immer einen Schritt voraus sein. Im Kopf, versteht sich, alles andere wäre meistens unmöglich.
Deshalb powere ich meinen Fips in den Frühlingswochen besonders aus und beschäftige ihn intensiv. Verstecke Leckerli im Wald, unter Ästen, halb im Boden oder in alten Baumstümpfen. Er bekommt richtig Arbeit und lässt sich so schnell nicht mehr von anderen spannenden Gerüchen ablenken. Wir haben einen Garten, und auch da bekommt Fips seinen Job als Trüffelschwein. Mit einer cleveren Beschäftigungstherapie können die Alleingänge manches Draufgängers elegant (aber nicht ohne etwas Mühe, ich gebe es zu) verhindert werden. Der ganze Aktionismus hat ja auch sein Gutes. Irgendwie verliere ich im Frühling immer das ein oder andere Pfündchen. Liegt wohl am Hündchen.
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