Hilfe, mein Hund hat Angst!

Während Jack Russel Terrier Jim die Welt mit Offenheit und Neugierde erkundet, ist Schäferhund Leo eher ein vorsichtiges Tier, das schnell den Rückzug antritt.

Bei Hunden ist es wie mit uns Menschen: Es gibt die vorschnellen Draufgänger und die schüchternen Scheuen, die lieber abwarten. Jedes Tier hat eben seinen eigenen Charakter. Angst kann den Alltag zu einem Spießrutenlauf machen und schränkt Herrchen oder Frauchen genauso ein wie den Vierbeiner.

Doch Angst bei Hunden muss nicht in Stein gemeißelt sein. Mit viel Geduld, Ruhe und Ausdauer – und der Bereitschaft, zu lernen und zu experimentieren – kann der Mensch seinem Hund helfen, Angst zu überwinden und selbstbewusster aufzutreten.

Ursachen der Angst beim Hund

Angst beim Hund kann in zwei übergeordnete Kategorien eingeteilt werden: Es kann sich um genetische, also vorprogrammierte Urängste handeln, oder solche, die der Hund erworben hat, weil er schlechte Erfahrungen machen musste. Zu den genetischen Ursachen zählt zum Beispiel die Angst vor aufrecht gehenden Raubtieren, die Angst vor Schüssen oder speziellen Geräuschen oder die Angst vor dem Verlassen werden. Erworbene Ängste können genauso vielfältig sein: Sei es die Angst vor dem Auto, weil der Vierbeiner es mit dem Weg zum Tierarzt in Verbindung bringt oder die Angst vor anderen Hunden, weil er als Welpe von einem schlecht sozialisierten ausgewachsenen Hund bedrängt wurde. Wer in der Erziehung zu Gewalt greift, darf sich auch nicht wundern, wenn der Hund Angst vor dem eigenen Besitzer entwickelt.

Der Charakter des Hundes spielt natürlich ebenfalls eine große Rolle – und auch seine Prägephase als Welpe. Lernt der junge Hund bereits, dass die Welt ihm wohl gesonnen ist und lernt er unterschiedliche Reize kennen, fördert das sein Selbstbewusstsein.

So zeigt der Hund seine Angst

Schäferhund Leo wird zunächst unsicher: Er zieht den Schwanz ein, spannt den Körper an und reagiert verhalten. Wird die Unsicherheit zu Angst, duckt er sich weg und zeigt Beschwichtigungssignale wie das Abwenden des Kopfes oder das Anlegen der Ohren. Manche Hunde zittern sogar, hecheln stark, knurren  – und beißen im Worst Case zu, wenn sie sich nicht anders zu helfen wissen.

Dem Hund helfen: Körpersprache und kleinschrittiges Training

Soweit sollte es natürlich nicht kommen: Der Mensch kann seinem vierbeinigen Partner in Angstsituationen helfen. Zum einen sollte er dafür die beiden Extreme Wut und Mitleid vermeiden. Es hilft dem ängstlichen Hund weder, wenn er geschimpft wird, noch wenn man ihn tröstet. Schimpfen verstärkt das Unwohlsein und Mitleid kann sogar als Bestätigung empfunden werden und damit als Verstärker eines Verhaltens dienen, das wir ja gerade loswerden wollen.

Wichtig ist es außerdem, wenn möglich nicht zuzulassen, dass sich der Hund der Situation, die ihm Angst macht, einfach entzieht. Damit dieses Vorgehen nicht zu einer Eskalation führt, ist es deswegen wichtig, das Training Schritt für Schritt aufzubauen und den Hund nicht einfach ins kalte Wasser zu werfen, sondern ihn der stressigen Situation langsam auszusetzen.

Ein ängstlicher Hund benötigt unbedingt einen Menschen, der Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt und sich nicht von der Angst und Sorge anstecken lässt. Diese Souveränität gibt letztlich den Ausschlag, dass sich der Hund in für ihn schwierigen Situationen seinem Menschen zuwendet und anvertraut, statt selbst zu versuchen eine Lösung zu finden.

Zureden und Streicheln werden als Bestätigung/Belohnung vom Hund wahrgenommen und sollten in solchen Situationen nicht erfolgen. Unser Auftreten und unsere Körpersprache ist das, was hier zählt.

Hundesprache und Verhalten verstehen lernen

Da Hunde in erster Linie über Körpersprache kommunizieren, ist es sehr wichtig, sich über seine eigene Körpersprache und seine Haltung – im Inneren sogar noch wichtiger als nach Außen hin- bewusst zu sein. Innere Unruhe spürt der Hund sofort.

Unsere Gedanken und Gefühle müssen wir lernen zu beeinflussen, denn wie wir uns in den Augen des Hundes ausdrücken, ist der wichtigste Faktor – so kann es leicht passieren, dass wir in Erwartung einer stressigen Situation, etwa, wenn uns ein anderer Hund beim Spaziergang entgegen kommt, schneller atmen, die Muskeln anspannen und vielleicht den Rücken rund machen. Diese Körpersprache alarmiert dann unseren Hund – und der Angstkreislauf beginnt.

Wenn wir uns jedoch über unsere Körpersprache im Klaren sind, können wir sie verändern und anpassen: aufrechter gehen, die Brust heraus, die Schultern nach hinten, Kinn hoch und zielstrebig voran laufen. Präsenz ist wichtig – und wird nicht nur vom eigenen Hund, sondern auch von anderen Hunden wahrgenommen. Hat der eigene Vierbeiner beim Spaziergang an der Leine Angst vor Artgenossen, kann sich sein Herrchen mit einer entschlossenen Körpersprache zwischen ihm und anderen Hunden positionieren, um ihn zu beschützen. Der Hund kann auf der abgewandten Seite etwas ausweichen, ohne jedoch die Flucht antreten zu müssen. So können stressige Situationen unterwegs entschärft werden.  

Futter kann helfen – zur rechten Zeit

Abhängig von der Situation kann es hilfreich sein stehen zu bleiben und zu warten, bis der Hund wieder entspannt, ohne stark mit ihm zu interagieren, ihm gut zuzureden oder ihn zu streicheln. Eine Futterbelohnung sollte nur dann erfolgen, wenn der Hund tatsächlich wieder entspannt ist – sonst verstärkt sie am Ende Stress und Angst.

Futter kann allerdings in Situationen eingesetzt werden, die man selbst kontrollieren kann, um die Angst bei seinem Vierbeiner abzubauen. Hat der Hund zum Beispiel Angst vor dem Staubsauger, kann man ihn beim Saugen füttern, um eine positive Verknüpfung herzustellen. Wichtig ist dabei, die Übung kleinschrittig aufzubauen, also erst im Nachbarzimmer zu saugen und sicherzustellen, dass der Hund zwar unsicher ist, aber nicht panisch reagiert. Futter auf unbekannten, potenziell bedrohlichen Objekten setzt außerdem einen Anreiz, sich damit auseinander zu setzen und belohnt die Neugierde und das Interesse des Vierbeiners.

Auch ein Schlafplatz und damit ein sicherer Rückzugsort bringt ängstlichen Hunden Stabilität und Sicherheit.

 

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