„Don’t shop – adopt! – gehe nicht einkaufen, sondern adoptiere“ lautet eine Aufforderung in Tierschutzkreisen. Gemeint ist, dass man sich doch überlegen sollte, ob man statt einem Hund vom Züchter zu kaufen einen Vierbeiner aus dem Tierschutz adoptiert. Dort warten tausende Hunde, viele vergeblich, auf ein neues Zuhause.
So nobel es auch sein mag, einen Hund aus dem Tierschutz zu übernehmen: Es ist wichtig, sich im Vorfeld Gedanken zu machen, ob das die richtige Wahl ist und nicht einfach aus emotionalen Gründen zu handeln.
Denn das neue Herrchen und Frauchen sollte nicht nur genug Zeit und finanzielle Mittel mitbringen. Ein Hund aus dem Tierschutz hat andere, manchmal auch besondere Bedürfnisse.
Tierschutz-Hund: Worüber man sich im Klaren sein sollte
Hunde aus dem Tierschutz sind echte Überraschungspakete – im Guten wie im nicht ganz so Guten. Gängige Annahmen müssen nämlich nicht zwangsläufig zutreffen.
- Ein Hund mit Vergangenheit bedeutet natürlich nicht, dass er gesundheitliche Probleme oder physische Traumata mitbringt. Viele sind normale Hunde mit normalem Verhalten, und gerade Straßenhunde kommunizieren sehr fein und sind soziale Wesen. Es kann aber durchaus sein, dass ein Hund, hat er schlechte Erfahrungen gemacht, mit Aggression oder Angst auf unbekannte Situationen reagiert.
- Tierschutzhunde brauchen mehr Zeit? Das kann man pauschal zwar nicht sagen – für Hunde mit Altlasten oder solche, die völlig frei als Straßenhunde gelebt haben, trifft das aber zu.
- Tierschutzhunde sind robust? Gerade Mischlinge haben den Ruf, gesünder zu sein als Rassehunde. Doch auch Mischlinge sind nicht vor Krankheiten gefeit.
Wer einen Straßenhund aus dem europäischen Ausland adoptiert, sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Tiere völlig anders sozialisiert sind. Sie kommen mit ihrer neuen Umwelt unter Umständen nicht klar, weil sie die Reize nicht richtig einstufen können. Zudem nimmt ihnen die Leine die Möglichkeit, uneingeschränkt zu kommunizieren. Außerdem macht es einen Unterschied, ob die Hunde in ihrem alten Leben den Menschen bereits kannten oder ob sie völlig frei lebten.
Gerade Hunde aus dem Ausland kennen das enge Zusammenleben mit dem Menschen nicht und müssen daran erst gewöhnt werden. Alltägliche Dinge wie Gassi gehen an der Leine müssen sie erst lernen – und ebenfalls, Verhaltensweisen abzulegen, die ihnen in ihrem alten Leben genützt haben, im neuen aber nicht funktionieren: wie die Jagd, das Durchwühlen von Müll und dem Verschlingen allen Fressens, das ihnen vor die Nase kommt. Ehemalige Straßenhunde sind Menschen gegenüber oft skeptisch und natürlich nicht stubenrein.
Wer einen Hund aus dem Tierschutz adoptiert, sollte sich also darüber im Klaren sein, dass er sich intensiv mit seiner Erziehung beschäftigen wird, dass es Zeit kosten kann und das Probleme auftreten können.
Das erfordert Geduld und Empathie – allein Mitleid und das Gefühl, das Tier gerettet zu haben, hilft nicht. Oft ist hier die Unterstützung durch einen Fachmann hilfreich. So können Probleme zeitnah gelöst und neue Verhaltensmuster gelernt werden.
Die Auswahl des passenden Vierbeiners
Wer einen Hund aus dem Tierheim übernimmt, hat dort die Gelegenheit ihn genau kennenzulernen. Beim gemeinsamen Gassi gehen kann man sich beschnuppern und herausfinden, ob die Wellenlänge stimmt. Diese Kennenlernphase ist für Mensch und Tier gleichermaßen wichtig.
Das Tierheimpersonal kann vielleicht auch etwas zur Vorgeschichte des Hundes oder Krankheiten erzählen, was unter Umständen wichtig ist: Seine Geschichte bestimmt, wie geeignet oder ungeeignet er für sein neues Herrchen ist – ob er ein Hund ist, mit dem Anfänger klarkommen oder ob es doch besser ein neuer Mensch mit Hundeerfahrung sein sollte. Natürlich ist es auch immer wichtig, den Charakter und das Wesen des Hundes einschätzen zu können. Mag er Katzen oder Kinder? Wie verträgt er sich mit anderen Hunden? Ist er agil oder eher gemütlich? Braucht er klare Führung oder ist er tolerant? Wie gut ist er bereits erzogen? Die Antworten auf diese Fragen helfen bei der Wahl.
Wenn er da ist: So gelingt die Eingewöhnung
Ist der Vierbeiner in sein neues Zuhause eingezogen, ist zunächst eines wichtig: seine Sicherung. Das klingt martialisch, ist aber essentiell, um das Einleben zu erleichtern und Hund wie Mensch unnötigen Stress zu ersparen.
Gerade ehemalige Straßenhunde können wahre Ausbruchskünstler sein. Darf der Hund in den Garten, braucht dieser also stabile, solide Zäune.
Auch beim Gassi gehen sollte der Hund mit einem ausbruchsicheren Zugstopp-Halsband und einem gut sitzenden Hundegeschirr gesichert sein. Zusätzlich kann eine Hundemarke mit der Handynummer des Besitzers an dem Geschirr oder dem Halsband befestigt werden – sollte der Vierbeiner entwischen, kann er seinem Herrchen wieder zugeordnet werden.
Der Einzug in die neue Familie ist für Hunde ein neuer Lebensabschnitt, aufregend und durchaus auch stressig. Deswegen ist es wichtig, neben Liebe und Zuneigung auch klare Regeln aufzustellen. So lernt der Hund, dass er sich auf seine neuen Menschen verlassen kann. Die Eingewöhnung braucht Geduld – gerade am Anfang können Routinen dem Hund Sicherheit und Ruhe geben. Etwa, indem immer zur gleichen Zeit gefüttert und Gassi gegangen wird. Futter aus der Hand zu geben, stärkt die Bindung enorm. Außerdem ist es wichtig, dem Hund einen Rückzugsort anzubieten, den er immer dann aufsuchen kann, wenn er Ruhe braucht.
Seriöse Vermittlungen: So erkennt man sie
Tierschutz-Hunde kann man entweder aus dem Tierheim übernehmen oder über eine Organisation, die die Vierbeiner aus dem Ausland übermittelt. Um illegalen Geschäften vorzubeugen, ist es wichtig, sich an eine seriöse Vermittlung zu wenden.
Gute Tierheime erkennt man zum Beispiel daran, dass die Mitarbeiter ihre Tiere genau kennen und bei der Wahl des richtigen Hundes beraten können. Auch werden sie es begrüßen, wenn man viel Zeit mit seinem neuen Partner verbringen will, um ihn möglichst gut kennen zu lernen.
Zum Vermittlungsprozess gehören außerdem Vor- und Nachkontrolle. Die Tierschutzorganisation wird den neuen Besitzer also vor der Adoption kennenlernen und sich ein Anschluss ein Bild machen wollen, wie gut die Partnerschaft klappt. Sie steht auch weiterhin als Ansprechpartner bei Problemen zur Verfügung. So kann sie gewährleisten, dass die Hunde in gute Hände kommen und nicht ständig weiter vermittelt werden müssen.
Weitere Kennzeichen einer seriösen Organisation sind ein Schutzvertrag und eine angemessene Schutzgebühr.
Organisationen, die den Import von Straßenhunden aus Europa organisieren, sollten einen Ansprechpartner und Pflegestellen in Deutschland haben. Außerdem sollten sie in der Lage sein, Testergebnisse auf Krankheiten, die in Südeuropa und dem Mittelmeerraum häufig sind, vorzulegen. Zudem macht es einen guten Eindruck, wenn sie nicht nur Hunde vermittelt, sondern auch vor Ort im Tierschutz aktiv ist. Auch vermittelt sie nicht nur die süßen Kleinen, sondern auch Notfälle oder ältere Hunde.
Seriöse Organisationen drängen nicht zur Adoption, sondern beantworten Nachfragen geduldig und nehmen Bedenken ernst. Außerdem stellen sie so viel Wissen wie möglich über den Hund zur Verfügung und versuchen, ein genaues Bild von seinem Wesen und wenn möglich seiner Geschichte zu zeichnen. Nur so kann schließlich sichergestellt werden, dass die Vermittlung erfolgreich ist. Funktioniert es trotz allem nicht zwischen Hund und neuem Herrchen, steht die Organisation unterstützend zur Seite.
Toller Artikel! Was viele gar nicht so auf dem Schirm haben ist, dass Tierheime während der Corona Pandemie wegen dem Wegfall von helfenden Händen und Spendengeldern auch massivst zu kämpfen hatten. Mal sehen wo sich das noch hinentwickelt.
Dem stimmen wir absolut zu!
Vielen Dank für dein Feedback.
Liebe Grüße,
das Dog´s Finest-Team
Sehr interessanter Beitrag 🙂
Schau ggfs. auch mal bei mir vorbei, ich unterstütze direkt vor Ort in Rumänien und schreibe über die Schicksale, ob positiv oder negativ.
https://www.streuner-seelen.de
LG Tom Pedall aus Wuppertal